Für den Biologieunterricht der 10. Klasse schlägt Rudolf Steiner vor „den Menschen als einzelnes Wesen verständlich zu machen“. Dem entsprechend beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse in der Biologieepoche mit den menschlichen Organen.
Dabei steht der Mensch ganz im Zentrum der Betrachtung und nur vereinzelt wird ein Vergleich mit dem Tierreich angestellt. Zugeschnitten auf die Epoche gibt es ein biologisches Praktikum mit je einem Drittel der Klasse, in dem die Inhalte der Epoche praktisch und damit sehr anschaulich vertieft werden können. Nicht alle Organe können gleich intensiv besprochen werden. Ein großer Fokus liegt auf dem menschlichen Herzen, das wir sehr ausführlich beleuchteten. Wir sahen uns die Anatomie und Physiologie des Herzens genau an, gingen der Frage nach, ob das Herz nun eine Pumpe ist oder nicht und was das Herz neben seiner blutfördernden Tätigkeit noch alles vermag.
In dem Zusammenhang wird man ganz von selbst auf eine andere Rolle des Herzens aufmerksam: Das Herz ist auch ein Ausdrucksorgan seelischer Regungen und ein
Erkenntnisorgan im Ringen um den richtigen Weg. Diese beiden Tätigkeiten bleiben aber einer rein wissenschaftlichen Herangehensweise verschlossen. Und doch spüren viele Menschen diese besondere Rolle des Herzens, wenn sie in sich hineinhören und ihren bisherigen Lebensweg Revue passieren lassen. Die Schülerinnen und Schüler nähern sich dem Thema, indem sie zunächst Sprichwörter sammeln. Da zeigen sich viele Hinweise, dass das Herz eine besondere moralische und emotionale Instanz zu sein scheint, die dem rein rationalen Urteil eine wichtige Komponente zur Seite stellt. Welche Sicht auf das Herz die Schülerinnen und Schüler „im Herzen tragen“ zeigt sich aber ganz besonders in der Gestaltung der Titelbilder für das Epochenheft. Obwohl doch zahlreiche Organe im Unterricht vorkommen, ist häufig das Herz auf dem Titelbild zu sehen und das meist sehr kunstvoll und ausdrucksstark. Die Darstellung einer Pumpe war da noch nie dabei.
Michaela Schäfer